Mobilfunk­strahlung

Welche Auswirkungen haben Funk und 5G auf Kinder?

HornisgrindeIn einem guten Hotel morgens beim Frühstücksbuffet: Ich erlebte mehrere Elternpaare, die versuchten, ihre Kinder mit kindgerechten Programmen auf einem Tablet ruhig zu halten, was mehr schlecht als recht funktionierte. Dieselben Kinder waren auch abends beim Abendessen unruhig im Gegensatz zu Kindern, die den Tag über sich meist im Freien ohne mobile Geräte austoben durften und abends müde waren.

Die Bestätigung meiner Theorie, diese seltsame Aktivität der Kinder habe etwas mit Mobilfunkstrahlung zu tun, basiert auf einer Studie des Bundesfamilienministeriums und ergänzt damit Aussagen des Bundesamtes für Strahlenschutz.

Kurzfassung: Ich empfehle, Schnurlostelefone nicht zu benutzen, wenn kleine Kinder in der Nähe sind. Eine vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Studie mit mehr als 5.000 Teilnehmern zeigt deutliche Zusammenhänge von Störungen wie Probleme beim Einschlafen und Hyperaktivität bei kleinen Kindern im Zusammenhang mit der Nutzung von Tablets und anderen Medien.

Eigentlich dachte ich, das Thema wäre so alt wie der Mobilfunk in Deutschland und ebenso ausdiskutiert. Dann wurde ich durch verschiedene Aussagen, die ungewohnt harte Formulierungen nutzten, aufmerksam.
Zunächst einmal: Die aktuellen Grenzwerte basieren auf dem Argument „nicht-ionisierende Strahlung“ (ionisierende Strahlung wird zum Beispiel von radioaktiven Stoffen ausgesendet). Bei Mobilfunkgeräten wird zusätzlich die Wärmewirkung auf das menschliche Gewebe berücksichtigt.

Freifeld Messung Diese Grenzwerte werden vom normalen Mobilfunk stets unterschritten, die Werte liegen meist deutlich bei einem Tausendstel der zulässigen Strahlungswerte – und in kritischen Bereichen bei einem Zehntel der zulässigen Grenzwerte. Eigentlich müsste ich jetzt wie die Behörden und die allermeisten Autoren sagen: Mobilfunk ist unschädlich und Sie können Ihrem Kind beruhigt ein Smartphone in die Hand drücken.

Lassen Sie mich noch einen kleinen nahe liegenden Ausflug machen: Es gibt zahlreiche andere Sender, die oft erheblich stärkere Felder in Wohnungen oder am Arbeitsplatz erzeugen:

  • Rundfunksender: Die Feldstärken werden von den handelsüblichen Elektrosmog-Messgeräten kaum oder stark verringert angezeigt! Ein typischer Messwert sind 55 dBμV – verglichen mit Lautstärkewerten können Sie sich einen fahrenden Pkw vorstellen ...
  • Schnurlostelefone (DECT): Diese strahlen mit erheblich stärkeren Sendeleistungen auch im Eco-Modus den ganzen Tag! Ein typischer Messwert sind 74 dBμV – verglichen mit Lautstärkewerten können Sie sich eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße vorstellen!
  • Mobilfunksendemasten, die meist viele Meter vom Menschen entfernt stehen, werden meist sehr kritisch angesehen, sind aber fast immer unkritisch! Ein typischer Messwert sind 47 dBμV – verglichen mit Laustärkewerten können Sie sich einen Pkw im Leerlauf („vor einer Ampel“) vorstellen ...
  • Ihr Smartphone ist eine der Hauptstrahlungsquellen. Hier gebe ich keine Werte an, da diese extrem stark von der jeweiligen Nähe abhängig sind; auch gibt es unter dem Stichwort „SAR“ Studien dazu!
  • Ebenso eine von Ihnen wesentlich bestimmte Strahlungsquelle sind Ihr PC mit Bluetooth und WLAN; auch wenn diese tatsächlich eher geringe Strahlungswerte aufweisen, werden Sie penetrant bestrahlt. Ein typischer Messwert sind 63 dBμV – verglichen mit Lautstärkewerten können Sie sich mehrere fahrende Pkws vorstellen. Hier besteht das Problem im zumeist geringem Abstand wie z.B. bei Kopfhörern. Schon 30cm oder gar 1m lassen die auf den Körper wirkende Strahlung auf unbedenkliche Werte sinken!

Ich hatte immer wieder mit Geräten zu tun, die elektrischen Strom oder auch elektromagnetische Felder in den menschlichen Körper einkoppeln. Es genügen oft geringe Spannungen oder schwache Felder, um eine Wirkung im Körper zu erzeugen. Vereinfacht gesagt, ist die Wirkung wie bei Akupunkturnadeln: Wenn man den Nerv gezielt trifft, genügen schwache Stimulierungen. Natürlich gibt es auch den Funkeinsatz nach der Methode „mit Kanonen auf Spatzen schießen“ z. B. als Wärmetherapie (Kurzwellentherapie) oder wenn man den Kopf hohen Magnetfeldern aussetzt und „sich an den Blitzen im Auge ergötzt“, die durch die magnetischen Felder erzeugt werden.

Damit zu meinen nicht repräsentativen Erfahrungen:

  • der Ersatz von DECT-Telefonen durch leitungsgebundene Telefone führte bei mir zu weniger Erschöpfung nach Telefonaten,
  • selbst der Ersatz der „Funktastatur“ durch leitungsgebundene Eingabegeräte steigerte mein Wohlbefinden, auch wenn das nah an der Einbildungsgrenze liegt.

Was ich bei mir nicht bestätigen kann, sind Aussagen zu einer völligen Gesundheitsbeeinträchtigung, wie ich diese in „Fachbüchern“ nichteuropäischer Autoren finde, denn 5G ist z. B. in den USA technisch etwas anders ausgelegt als in Europa – eben andere Frequenzen und andere Sendestärken. Und oft wurde von Buchautoren viel vermischt und durcheinander argumentiert.
Als gesichert darf aber gelten, dass Kinder durch Funk leichter an Leukämie, also Knochenmarkkrebs erkranken, man vermutet eine um das Zehnfache höhere Empfindlichkeit!

Rundfunkmast und TorfhausEine deutsche Studie ragt aus dem großen Umfang an „Elektrosmog“-Untersuchungen heraus, insbesondere wegen der großen Teilnehmerzahl. Zwar werfen Kritiker der Studie vor, dass das Ergebnis nicht eindeutig auf Funk oder Handystrahlung zu beziehen sei, wobei ich aber vermute, die Teilnehmer haben im praktischen Betrieb z. B. die Kinder vor ein Tablet gesetzt, wie ich es oft beobachtet habe. Bei dieser BLIKK-Medien-Studie 2018 (BLIKK: Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation – Kinder und Jugendliche im Umgang mit elektronischen Medien) wurden mithilfe der Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt. Dabei wurde gleichzeitig im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung dokumentiert.
Meine Zusammenfassung der Studie ist, dass der Einsatz von Handy oder Tablet sowie von eingebundenen TV-Streams (WLAN!) bei Kleinkindern zu gesundheitlichen Problemen wie Einschlafstörungen, Sprachentwicklungsstörungen und bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter führen. Wenn der Medienkonsum bei Kind oder Eltern auffallend hoch ist, stellen Kinder- und Jugendärzte weit überdurchschnittlich entsprechende Auffälligkeiten fest. Ich gehe, auch wenn ich von Biologie und Medizin wenig Ahnung habe, davon aus, dass Kinder empfindlicher auf Strahlung reagieren als Erwachsene (siehe Quellen unten).

Als letzter Hinweis von mir wegen der Debatten, ob Schulen WLAN nutzen sollten: ein klares Nein. Eine LAN-Verbindung schon bzw. ein Licht-LAN. Sofern im Unterricht Computer für jeden Schüler eingesetzt werden sollen, könnte man auch Licht als Übertragungsmedium einsetzen. Licht – hier ist nicht die flackernde alte Leuchtstoffröhre gemeint, lässt sich nicht nur in Lichtwellenleitern, sondern z. B. als moduliertes weißes Licht für hohe Anzahlen von Nutzern, die eine Sichtverbindung zur Quelle haben, einsetzen. Die Hardwarekosten je PC müssten, wenn jemand mal konsequent große Stückzahlen bestellt, im Bereich üblicher WLAN-Bauteile sein. Und die Filterung jugendgefährdender Inhalte sollte noch leichter möglich sein, weil die Kinder so nicht auf fremde Funknetze zugreifen können.

Links/Quellen:

Zum klassischen Thema Mobilfunk:

Links, die Kinder einbeziehen:

Weil ich ein Mensch bin, der sich gerne viele Seiten des Problems ansieht:

Wer sich für die Technik und die Messmethoden interessiert, der wird z. B. diese längere Geschichte lieben:

Und wenn Sie etwas von „in der Schweiz sind extrem starke 5G-Sender aktiv“ hören, lesen Sie mal dies hier:

Die Vorteile des 5G-Ausbaus beschreibt dieser Artikel, auch wenn es eigentlich anders gedacht war!

Zum Autor:
Dipl.-Ing. Jo Horstkotte hat Nachrichtentechnik studiert und die letzten 30 Jahre fast täglich mit Fragen rund um Funk und Sicherheit zu tun gehabt. Der Autor nutzt selbst eine Vielzahl mobiler digitaler Endgeräte. Interessenkonflikte liegen nicht vor.
Es gibt auch sehr viele Print-Quellen wie die folgenden Zeitschriften:

  • Deutsches Ärzteblatt 8. November 2019; 116 (45): A-2056 Medienkonsum: Smartphones machen Kinder krank.
  • Nervenheilkunde 2014, Nr. 33, Seite 9-15: Manfred Spitzer: Smartphones. Zu Risiken und Nebenwirkungen für Bildung, Sozialverhalten und Gesundheitsbeeinträchtigung.